Die meisten Menschen halten diese Technologie für modern und neu. Dieses jedoch ist ein Trugschluss. Bereits im Jahre 1922 begann in Deutschland mit der Errichtung von Faultürmen für Kläranlagen die Gewinnung von Biogas. Bis 1937 hatten zahlreiche Städte ihre Fuhrparks auf Biogasbetrieb umgestellt. Anfang der 50er Jahre hatte die Biogasproduktion in landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland eine, wenn auch nur kurze, Blütezeit. Etwa 20 Anlagen waren damals auf Höfen mit mehr als 40 Milchkühen in Betrieb. Als Mitte der 50er Jahre Heizöl billig angeboten wurde, gerieten die Biogasanlagen schnell wieder in Vergessenheit.
Erst die Ölkrisen in den 70er Jahren belebten das Interesse an der Biogastechnik neu. 1983 führten ca. 15 Firmen die Herstellung von Biogasanlagen in ihrem Fertigungsprogramm. Dies führte in Deutschland zum Betrieb von über 100 Anlagen. Eine ununterbrochene Tradition der Biogasproduktion in den Faultürmen der Kläranlagen seit Anfang der 30er Jahre führte zu einem fortgeschrittenen technischen Stand in diesem Bereich, so dass heute viele Kläranlagen die Energie für den Prozess zum größten Teil auf diesem Wege gewinnen. Aber auch die Anzahl der landwirtschaftlichen Anlagen ist ständig gestiegen.
Heute bildet Strom und Wärme aus Biogasanlagen einen festen Bestandteil im deutschen Energiemix. Ende des Jahres 2007 waren ca. 3.700 Biogasanlagen mit einer Leistung von insgesamt 1.300 MW in Deutschland am Netz. Der Anteil an der Stromproduktion betrug beachtliche 8,9%.
Somit liegt nahe, das die Anlagen größer werden und nicht mehr direkt einem Landwirtschaftlichen Betrieb oder einer Kläranlage angegliedert sind.
Die Anlage ist also nicht mehr direkt beim Erzeuger, sondern liegt zentral und die Erzeuger bringen die Biomasse oder fachmännisch das Substrat zur Anlage, wo es dann in Biogas und den sogenannten Gärrest weiterverarbeitet wird. Hier eine Aufstellung der möglichen verwendbaren Substrate.
Substrat Biogasertrag Methangehalt
In je t Frischmasse
Maissilage 202 52 %
Grassilage 172 54 %
Roggen-GPS 163 52 %
Futterrübe 111 51 %
Bioabfall 100 61 %
Hühnermist 80 60%
Zuckerrübenschnitzel 67 72 %
Schweinemist 60 60 %
Rindermist 45 60 %
Getreideschlempe 40 61 %
Schweinegülle 28 65 %
Rindergülle 25 60 %
Wie bei allen Dingen versucht auch der Betreiber einer Biogasanlage wirtschaftlich und effizient zu arbeiten.
Somit dürfte es bei den Betreibern der Anlagen weit weniger im Interesse liegen Tierexkremente zu verwerten als Mais Grass oder Roggen. Grass dürfte hierbei als Energieträger am besten dienen, da keine jährliche Aussaat notwendig ist.
Die Allergiker wirds freuen, haben sie doch nach dem großflächigen Rapsanbau für "Biosprit" nun mit Gräserpollen, welche das weitaus größte Allergiepotenzial aufweisen, die nächste Kröte zu schlucken. Diente Gras (Heu) bis dto. für das Vieh als Futter, so muß nun durch Anbauflächenerweiterung zusätzlich geeignetes Futter gewonnen angebaut werden.
Das eigentliche Problem jedoch ist der Gärrest. Er soll angeblich genau so wie Gülle als Dünger verwendet werden und darf im Winter nicht auf die Felder ausgebracht werden.
Hierfür sind zur Lagerung entsprechende Kapazitäten vorzusehen.
Nun ja, man darf gespannt sein was der einzelne Planer für ausreichend erachtet. Selbst bei gesetzlich festgelegten Lagerkapazitäten liegt der Haken bei uns Menschen. Letztendlich wird wohl niemand die Kontrolle gewährleisten können, das die vorgegebenen Flächen auch tatsächlich geschaffen wurden, geschweige denn für den festgeschriebenen Zweck verwendet werden.
Man darf gespannt darauf sein, wie mittelfristig unsere Gewässer darauf reagieren wenn dann im März auf die oft noch gefrorenen Böden nicht nur Gülle (wegen der niedrigen Ausbeute an Biogas und des Anstieges der sog. Trockenfermention) sondern auch vermehrt der weitaus noch schädlichere Gärrest ausgebracht wird.
Es ist halt auch hier so eine Sache mit dem grünen Strom. Wir bleiben jedenfalls gespannt und wachsam.
Erstellt am Sonntag, 12. Mai 2013 14:07 Uhr
Veröffentlicht am Sonntag, 12. Mai 2013 14:07 Uhr